Weiße Quadratbilder mit gegenständlichen Motiven
„Form ist Leere und Leere ist Form“ (Buddhismus)
Ich habe einige Bilder mit gegenständlichen Motiven auf weißer Fläche und in weißen Quadrat-Rahmen gemacht. Das wir uns dabei im Bereich der äußeren Wirklichkeit befinden, ist dadurch ausgedrückt, dass diese Motive in einem blauen Feld dargestellt sind. Es symbolisiert in diesem Zusammenhang das Blau von Mater-Materia, als aus der Evolution hervorgegangenen Bereich.
7. Juli 2007
Ich habe zwei neue Bilder hergestellt. Sie stehen im Zusammenhang mit meinem Studium der Gehirnforschung. Ein solches Studium ist notwendig für die heutige weltanschauliche Auseinandersetzung in Bezug auf Philosophie/Religion/Meditation/Kontemplation. Was lässt sich mit den Funktionen des Gehirns erklären?
Nachdem ich mich mit einigen anderen Publikationen auseinandergesetzt habe, bin ich auf Drewermann gestoßen: Atem des Lebens, Die moderne Neurologie und die Frage nach Gott, Band 1: Das Gehirn, Band 2: Die Seele. Zwei Bände mit je etwa 1000 Seiten.
Ich halte es für sehr wichtig, dass sich die Naturwissenschaft und damit auch die Gehirnforschung an ihre Methode hält, d. h. alle weltanschaulichen Gesichtspunkte heraus lässt und nach Ursache-Wirkungs-Ketten auf „materieller“ Basis forscht und zusieht, wie weit sie damit kommt. Wie Drewermann zeigt, kommt sie da sehr weit mit.
Die Methode hält die Naturwissenschaft allerdings im engen materiellen Raum, dem sie von ihrer methodischen Festlegung her nicht entkommen kann. Diese Erfahrung ist mir wohl sehr eindrücklich gewesen. Daraus ist dann wahrscheinlich die Intuition für das Bild „Weg der Naturwissenschaft“ gekommen, das ich am 30.6.07 fertig gestellt habe.
Der weiße Rahmen und die weiße Fläche sind der Hintergrund von allem: die transzendente Ebene, in der alles seinen Grund hat. Daraus wird dieser Bereich herausgeschnitten, die „materielle“ Welt und ihre naturwissenschaftliche Erforschung. („Materiell“ setze ich in Anführung, weil wir ja heute gar nicht mehr wissen, was materiell ist.) In diesem blauen Raum bin ich eingeschlossen, wenn ich im materialistischen Sinne naturwissenschaftlich forsche. Alle Wege in diesem Raum und alle Treppen führen letzten Endes gegen die „Wände“. Eine endgültige Welt- und Sinndeutung ist auf diesem Wege nicht möglich. Auch die Bedeutung der Personhaftigkeit des einzelnen Menschen, seine Einmaligkeit, ist naturwissenschaftlich nicht zu erfassen. Damit will ich die Wichtigkeit und die Verdienste der Naturwissenschaften in keiner Weise schmälern. Im Gegenteil: sie sind eine ganz wichtige Basis. Wenn ich diese Basis nicht beachte, komme ich im weltanschaulichen Bereich im wahrsten Sinne des Wortes schnell in Teufels Küche. Dem einzelnen Menschen als einmalige Person genügen aber alle Erklärungen, die ihn zum Produkt von irgendetwas degradieren, nicht.
Der Mensch in Dostojewskis „Aufzeichnungen aus dem Kellerloch“ bäumt sich gegen alle Erklärungen auf:
„Herr Gott, was gehen mich die Naturgesetze und die Arithmetik an, wenn mir diese Gesetze und das ‚zwei mal zwei gleich vier’ nicht gefallen? Versteht sich, ich werde in eine solche Mauer mit der Stirn keine Bresche schlagen können, aber ich werde mich mit ihr auch nicht aussöhnen, bloß, weil ich vor einer Mauer stehe und nicht genug Kraft besitze.“ Und an einer anderen Stelle: „Sie glauben an einen Kristallpalast… ich fürchte diesen Palast … ich weiß, dass ich mich mit einem Kompromiss nicht zufriedengeben werde, mit einer unendlich periodischen Null, nur weil sie noch den Naturgesetzen vorhanden und zwar wirklich vorhanden ist. Ich werde niemals die Krönung meiner Wünsche in einem Mietshaus sehen mit Wohnungen für kleine Leute, mit einem tausendjährigen Mietvertrag und einem Zahnarztschildchen für alle Fälle.“
Vor dem Hintergrund des Bildes „Weg der Naturwissenschaften“ ist in den letzten Tagen ein zweites Bild in diesem Zusammenhang entstanden, sozusagen ein Gegenbild auf einer anderen Ebene. Aus der Beengung in die Befreiung. Einen Titel habe ich noch nicht gefunden.
8. Juli 2007
Also zu dem 2. Bild: Die Intuition überkam mich wie eine große Befreiung. Sie wehte mich in gewisser Weise an. Nach diesem geschlossenen blauen Raum eine bunte Fahne, die im freien Raum schwebte. Die Zeichnung dieser bunten Fahne war mir nicht gleich gegenwärtig. Als ich eine Skizze machte, kamen mir zuerst die bunten Streifen meines Bildes „Das ewig Weibliche zieht uns hinan“ in den Sinn. (siehe Bildergalerie) Vielleicht assoziiert durch die gleiche Dankbarkeit, die ich in diesem Augenblick empfand. Ich möchte die Streifen in diesem Bild allerdings nicht auf das Weibliche eingeschränkt sehen. Der untere blaue Streifen kann durchaus das Mütterliche im Sinne von Mater/Materie darstellen mit der ganzen Naturwissenschaft, für die ich sehr dankbar bin. Der Rosabereich symbolisiert ein ganzes Spektrum und vielleicht das Entscheidende: Zärtlichkeit, die ich erlebt habe, das sanfte zur Ruhe kommen, die Gelassenheit dem ganzen Leben gegenüber, in gewisser Weise die Erfahrung einer Erlösung, die ich aber nicht begründen kann, stille Freude und Schönheit. Der dünne rote Streifen ist nicht klar zuzuordnen. Im Bild „Das ewig Weibliche…“ habe ich diese Farbe mit der körperlichen Liebe und der Leidenschaft assoziiert, hier soll es mehr sein. Hier kann auch „blutiges“ Leid mit hineinspielen. Der seegrüne Streifen symbolisiert die Sehnsucht, die das ganze Leben durchzieht in allen seinen Variationen und uns auch weiterzieht. Diese Streifen stellen meine realen Erfahrungen dar, die mich halten. Die Sonne rechts oben und die Mondsichel mit den Sternen auf der anderen Seite sind mehr Symbole für ein mir unverständliches Universum, das hier aber auf eine gewisse kindliche Ebene heruntergeholt und versöhnlich gemacht wird. Bei Sonne, Mond und Sternen schwingen natürlich noch viele andere Assoziationen mit. Das Braun der Fahne hat etwas Erdhaftes.
Eine Fahne ist etwas Leichtes aber auch ein Bekenntnis zu etwas Größerem. Im Gegensatz zum Naturverständnis der Naturwissenschaften, die die Welt als Material sieht, das sie untersucht, kann die Natur auch als etwas Umfassendes, Heiliges angesehen werden und als etwas, zu dem wir gehören und das zu uns gehört.
21. Juli 2007
Jetzt mache ich tatsächlich ein Bild, das ich mir vor kurzem noch nicht für möglich gehalten hätte: Keine Quadrate, sondern eine Blume auf weißem Grund in weißem Rahmen. Das kommt sicher daher, dass ich die „Bunte Fahne“ gemalt habe. Das neue Bild entspringt aber eine Intuition. Der Titel war auch gleich fertig und hat mich überzeugt, das Bild zu machen: „Die Blumenpredigt“.
Das hat mit Kontemplation zu tun. Die „Blumenpredigt“ ist in Zen-Kreisen eine sehr bekannte Geschichte.
Buddha hielt vor einer Versammlung von tausend Nonnen und Mönchen eine Blume hoch und schwieg. Alle Mönche warten auf seine Rede. Nichts kam. Alle dachten nach, was das bedeuten solle. Einige Zuhörer spekulierten schon, ob er seine Sprache verloren hätte, einen Schlaganfall bekommen hätte oder was auch immer. Nur ein Mönch, Mahakashyapa, lächelte. Er hatte es erfasst. Das ist die berühmte Blumenpredigt.
Die Blume steht frei im leeren Raum. Sie wird von Buddha gehalten. Sie steht vor der weißen Fläche, die die transzendente Wirklichkeit darstellt. Sie ist was sie ist.
Sie kann natürlich auch Symbol für Vergänglichkeit sein, gerade auch in ihrer abgebrochen Form. Ich habe daher auch ein Stück vom Stiel dran gelassen. Das Gelb der Dolde können das Licht und das Göttliche symbolisieren. Die violetten und blauen Blütenblätter können für die Sehnsucht des Menschen nach Unendlichkeit und (ewiger) Ruhe stehen.
Es kommt hier aber nicht darauf an, über die Blume nachzudenken – das ist wieder typisch Westlich.
Der weltbekannte vietnamnesische Buddhist und Friedenskämpfer Thich Nhat Hanh sagt dazu:
Ich meine, sie (die Blumenpredigt) bedeutet etwas ganz Einfaches. Wenn jemand eine Blüte hochhält und sie dir zeigt, möchte er, dass du sie siehst. Wenn du weiter nachdenkst, entgeht dir die Blüte. Der Mensch, der nicht nachdachte, der nur er selbst war, konnte der Blüte intensiv begegnen und lächeln. Hier liegt das Problem des Lebens. Wenn wir nicht ganz wir selbst sind, wahrhaft im gegenwärtigen Moment, verpassen wir alles.
Thich Nhat Hanh: Ich planze ein Lächeln, S. 59
Das Bild schließt sich an „Naturwissenschaft“ und „Fahne“ an. Ich stieß nach der Fertigstellung der beiden Bilder zufällig in einem Buch „Der Querschnitt“, „Facsimile Querschnitt durch den Querschnitt 1921-1936“ auf eine Radierung von Kiyoshi Hasegava. (Japansicher Künstler, 1891-1980) Unter dieser Radierung stand die Überschrift: „Aus der ‚Bühne der Liebe’ Einem indischen Taschenbuch für Liebes- und Eheleute aus dem XVI. Jahrhundert, aus dem Sanskrit übersetzt von Clemens.
Dieses Bild hat mich gleich fasziniert und ich dachte, ich muss ein Bild machen, was an „Naturwissenschaft“ und „Fahne“ anknüpft: auf weißem Grund eine blaue Fläche ausgespart und aus dieser blauen Fläche diese Frau mit den Symbolen herausarbeiten. Das Weibliche tritt durch das Blaue hindurch – die „materielle“ Wirklichkeit – aus dem weißen Hintergrund in unsere Erfahrung: das Schönste und Erfüllendste, was es vielleicht in unserer materiellen Wirklichkeit gibt.
Die ersten Sätze aus diesem Text passen denn auch dazu:
„In dieser Welt, die ohne Saft ist, einer baren Scheinwelt gleich, ist einziger edelster Saft das gazellenäugige Weib; sein Genuss ist der höchsten Seligkeit der Allerhöchsten Allseele ebenbürtig: das wissen die Weisen.“ Dann werden die Arten der Frauen bildhaft beschrieben.
25. März 2008
Nun will ich das Bild mit der Radierung von Kiyoshi Hasegawa in Angriff nehmen. Ich will den ersten Versuch aufgeben. Das war mir zu unordentlich. Dazu muss ich aber vorher technische Versuche machen. Die blaue Farbe einfach an den angezeichneten Stellen abkratzen, hat viel Arbeit gemacht aber nicht gut geklappt. Auch der weiße Untergrund wurde häufig verletzt. Zuletzt hatte ich noch Versuche mit feinmechnischen Schleifwerkzeugen gemacht (einige „Weintrauben“). Dabei wurde der Untergrund stark verletzt.
Wenn ich das Bild neu mache, will ich das Bild so vergrößern, dass es genau auf die Platte passt und nichts hinzu gemacht werden muss. Na, ich bin mal gespannt.
12. April 2008
Ich habe in der letzten Woche an meinem Bild mit der Radierung von Hasegawa gearbeitet. Was ich nicht gedacht hatte, ich habe doch an dem alten Bild weitergearbeitet. Erst, weil ich dachte, ich kann für das neue Bild dabei noch etwas ausprobieren, dann habe ich gedacht, ich mache es einfach mal zu Ende. Mir fiel auch keine andere Technik ein, mit der ich es besser machen könnt. Ich hatte vor, hinterher das Bild mit der gleichen Technik noch einmal zu machen. Als ich dann weitergearbeitet habe, dachte ich mir irgendwann, vielleicht wird es ja doch nicht so schlecht. Als ich die Untergrundverletzungen mit Weiß ausgebessert hatte und sonst noch einiges geändert, konnte ich das weiß-blaue Bild doch akzeptieren. Das Weiß-Blau kam mir dann doch etwas trist vor, erst recht für dieses Thema und ich erinnerte mich, dass ich zu Anfang durchaus auch an Farbe gedacht hatte. Ich wollte dann nur ganz schwache Farben nehmen, also etwas einfärben. Im Laufe des Prozesses sind die Farben dann doch kräftig geworden. Nun wundere ich mich, dass es mir gut gefällt, trotz allen Gemurkses, was ich eigentlich nicht leiden kann.
Die Abbildung dieses tanzenden Paares hatte ich schon viele Jahre herumliegen. Ich wollte seiner Zeit – vielleicht vor 25 Jahren – als ich angefangen hatte, Bilder mit weißem Rahmen zu machen – dieses tanzende Paar, nur ein paar Zentimeter groß, von einem blauen Kreis umgeben, in einen weißen Rahmen auf eine weiße Fläche bringen. Aber irgendwie überzeugte mich das damals wohl doch nicht oder ich bin nicht dazu gekommen. Das Motiv faszinierte mich aber weiterhin. Es stammt aus einem therapeutischen Buch: Taeni: Latente Angst. Es war wie ein Emblem immer wieder an den Enden der Kapitel eingestreut. Wahrscheinlich sollte es die gesunde Ganzheit und Lebensfreude der ihren Gefühlen zugänglichen Menschen symbolisieren. Woher dieses Bild stammt weiß ich nicht. Nun passte es in mein Konzept: aus dem Weiß der Transzendenz tritt das Blau der materiellen Schöpfung hervor und aus diesem Blau das vor Lebensfreude tanzende Paar. Das Paar hat antike Kleidung an, es ist ursprünglich und an keine Zeit gebunden, der Mann scheint alt und führt, vielleicht als Archetyp der Weisheit, die Frau ist jung und voller Lebenskraft. Das Männliche und das Weibliche als der Ausdruck des Lebens im Tanz vereint. Vielleicht ist mir von daher auch der Einfall zum Titel gekommen: „Tanz des Lebens“.
Das Grün war ursprünglich nicht vorgesehen. Einfach nur die blauen Konturen zu lassen, kam mir für das tanzende Paar aber zu freudlos vor. Meine erste Intuition war, das Gewandt des Mannes hell Grün und das der Frau hell Rot zu machen und die Haut irgendwie braun-rosa. Zu dem Grün und Rot vielen mir Gewänder auf einem Bild Picassos aus seiner klassischen Periode ein. Ein griechisch aussehendes Paar mit wenigen Strichen gezeichnet und mit eben diesen Farben getönte Kleider. Mit dieser Lösung war ich aber irgendwie nicht zufrieden. Auf einer Fahrt nach Bielefeld kam mir dann die Intuition, die ganze innere Fläche mit den Figuren hell Grün zu machen. Das überzeugte mich gleich.
Vielleicht ist das Grün deshalb überzeugend, weil es die innere Gelassenheit, Ruhe und Freude ausdrückt, die eintritt, wenn man sich für einen Augenblick mit dem Sein vereinigt fühlt, wie dieses tanzende Paar.
Auch die Schönheit der äußeren, „materiellen“ Wirklichkeit hat mit Transzendenz zu tun, das gilt vor allem auch für die Schönheit von Kunstwerken aller Zeiten.
4. Juni 2008
Heute habe ich ein weiteres Bild abgeschlossen.
Nachdem ich das Bild „Tanz des Lebens“ fertig hatte, erinnerte ich mich an etwas weiteres Schönes: an das Bild einer Gans, das ich vor vielen Jahren mal gesehen hatte. Es könnte ein Bild aus dem antiken Rom – vielleicht Pompeji – oder aus dem alten Ägypten sein. Ich habe dann in Kunstbänden gesucht und wurde bei den alten Ägyptern fündig. Ob es die Gans war, die ich suchte, weiß ich nicht. Die gesuchte Gans hatte ich fülliger in Erinnerung. Dies waren drei Gänse. Sie stammten, wie ich in der „Gossen Kunstgeschichte der Welt“ las, aus dem Gänsefries aus der Mastaba des Itet in Medum, etwa 2700 v. Chr. Diese Gänse haben mich gleich fasziniert. Sie sind nach rechts ausgerichtet. Die ganz rechte größere Gans ist fressend dargestellt. Die beiden anderen Gänse sind ganz anderes gefärbt als die fressende. Das gefiel mir nicht so und ich hätte auch gerne gewusst, wie der ganze Fries aussieht. Der Fries befindet sich im Ägyptischen Museum. Nach längeren Recherchen bin ich dann im Internet fündig geworden. Dort wurden Kataloge „Offizieller Katalog DAS ÄGYPTISCHE MUSEUM Kairo“ angeboten. Ich habe mir den billigsten bestellt und bekommen. Der Fries war auch tatsächlich dort als sehr berühmt abgebildet und besteht aus 6 Gänsen. Die restlichen drei, die ich noch nicht kannte, sind nach links ausgerichtet: spiegelbildlich zu den anderen. Das Federkleid dieser drei Gänse ist aber sehr ähnlich. Das gefiel mir besser. Dass sie nach links ausgerichtet sind, ist nicht ganz so lebensbejahend. Aber Gänse haben ja auch keine so hohe Lebenserwartung.
Ich wollte diese drei Gänse zwischen zwei blauen Streifen abbilden, eben auch faszinierende Geschöpfe, die aus der „materiellen Wirklichkeit“ hervorkommt. Dazu noch eine Verbindung zu einer faszinierenden Kultur von vor fast 5000 Jahren.
Die Umrisse habe ich dann mit brauner Tusche gemacht. Das fand ich zuerst ganz prima, stellte sich dann aber als sehr töricht heraus. Acrylfarben sind auf Wasserbasis. Sobald die Tusche mit diesen Farben zusammenkam, verlief die Tusche. Das bereitete mir Schwierigkeiten und Ärger. Ich habe dann aber doch weitergemacht, war aber bald entschlossen, das Bild neu zu beginnen.
Nun ist es fertig. Ich habe heute ein Teil der ausgefärbten Tuschekonturen mit einem braunen Edding nachgezeichnet. Ob es so besser aussieht, weiß ich nicht. Vorher hat es mir schon sehr gut gefallen und ist faszinierend für mich. So, nun habe ich keine Lust, weiter zu schreiben.
29. Juni 2008
Das Bild mit den Gänsen habe ich mittlerweile doch noch einmal gemacht. Diesmal mit kräftigeren Farben. Es gefällt mir von den Farben her noch besser. Das erste Gänsebild sieht allerdings ägyptischer aus.
Ich habe noch ein Bild in der Reihe mit blauem Grund – Symbol für das „Materielle“ -, aus dem die Fülle der „Form“ hervorgeht – gemacht.
Mir schwebte ein altes Stillleben mit einer sehr „gotischen“ Vase mit Blumen vor, die in ein vertikales Feld gesetzt werden sollte. Bei der Such nach dieser Vase bin ich dann im „Das große Lexikon der Malerei“ von Westermann auf „Vase mit Blumen“ von Jan Bruegel d. Ä. gestoßen. Das hatte zwar nicht die „gotische“ Form, aber die Farbenfülle war für mich gleich überzeugend. Neben dem Bild steht folgende Beschreibung: „Wildwachsende Wiesenblumen und Gartenpflanzen hat Bruegel in einem bemalten, tönernen Gefäß arrangiert. Anders als barocke Blumenmaler stellt er neben Knospen fast ausschließlich die frisch entfaltete Blütenpracht dar, in die er Käfer, Schmetterlinge und andere Insekten hie und da einnistet. Welke oder verblassende Blumen hätten die Klarheit und Frische dieser verschwenderischen Farbenfülle beeinträchtigt.“
Ich wusste zunächst nicht, wie ich diese Farbenfülle am authentischsten in mein Bild setzen sollte. Mir fiel dann ein, dass es möglich ist, auf Leinwand Bilder zu kopieren, die wie Ölgemälde aussehen. Ich habe dann im Internet die Firma Niggemeyer Bildproduktion in Bochum gefunden und bin extra dorthin gefahren, um den Druck in Auftrag zu geben. Ein paar Tage später wurde mir das Ergebnis dann zugeschickt. Ein Druck der Vorlage eins zu eine, wie ich bestellt hatte und eine größere Version. Dazu die CD, mit der ich nachdrucken könnte. Das Ganze kostete 50 Euro. Ich habe dann doch die größere Version genommen. Damit das Bild nicht zu aufgeklebt aussah, habe ich den Rand des Bildes mit einem Edding geschwärzt und auf einen Eddingrand gesetzt. Ein prächtiges Bild. Der richtige Blauton war nicht so leicht zu finden. Er sollte ja die Frische des Blumenbildes nicht beeinträchtigen.
Ich habe das Bild „Herrlichkeit der Farben“ genannt. Ich hatte
Ende Juli mit dem Bild begonnen, konnte es aber nicht mehr vor unserer Reise nach Polen beenden. Am 29.8., gleich nach unserer Reise, habe ich es dann aber fertig gestellt. Der Titel gefällt mir aber jetzt nicht mehr so ganz.
10. September 2008
Ich bin dabei, ein neues Bild zu machen. Vor ein paar Tagen habe ich Nastasja Kinski in einer Talkshow gesehen und war sehr beeindruckt. Ich hatte so eine Tochter eines berühmten und verrückten und reichen Vaters erwartet mit allen meinen Vorurteilen solchen Kindern gegenüber. Erlebt habe ich eine Frau, die eine tiefe Kindlichkeit bewahr hat, aber trotzdem sehr erwachsen ist. Ganz unverstellt, ohne alle Künstlichkeit und Allüren. Auch von ihrem Vater hat sie wohl nicht nur profitiert. Einfach ein Mensch mit etwas trauriger Tiefe. Tiefe erinnert mich daran, dass das Wort Seele ursprünglich mit See zu tun hat: wie die Tiefe eines Sees. Ein Mensch, der aus der Tiefe des Sees kommt und auch Bezug zu dieser Tiefe hat. Ein Mensch.
Meine erste Intuition war, sie als ganze Person mit einem Ball oder einer Puppe in einem blauen Feld darzustellen. Auch der Mensch ist Form. Ich fand dann ein Porträt-Foto von ihr im Internet, das mir dieses ihr Wesen, wie ich es wahrgenommen hatte, sehr gut wiedergibt. Das blaue Feld schien mir aber nicht ganz angemessen. Ein Mensch ist noch etwas anderes, als einfach „materielle“ Form. Durch dieses Bild scheint eine andere, geistige Wirklichkeit durch. Ich habe dann an blaue Streifen gedacht, um dieses Jenseitige im Weiß der Streifen durchscheinen zu lassen. Das passte mir dann aber auch nicht. Ich bin dann zum Ergebnis gekommen, dass im Schwarz-Weißbild ja schon das Weiß mitbestimmend ist. Als Blau nehme ich ein helles Blau. Das Bild werde ich wieder gegen Gilben präparieren.
Ich habe übrigens zwei Bilder mit Nastasja Kinski gemacht. Warum weiß ich nicht mehr. Irgendetwas hat mir wohl bei meinem ersten Versuch nicht gefallen, ich glaube, der schwarze Rahmen des Fotos ist untern links etwas nach innen gezogen. Beim zweiten Versuch habe ich dann beim Ziehen des Rahmens des Fotos nicht aufgepasst und den oberen Strich zu weit gezogen und versucht, ihn wieder weg zu bekommen. Das ist einigermaßen gelungen, aber dennoch ein kleiner Fehler. Daher die Reihen folge I und II.
Als Titel habe ich heute „Ein Mensch – (Nastasja Kinski)“ entschieden.
Heute habe ich ein weiteres Bild fertig gestellt. Die Skizze ist schon vom 16.6. Mir schwebte eine Taube vor, die aus dem Blau der Welt des Diesseitigen in die rechte obere Ecke fliegt, in den Bereich des Meditativ-Transzendenten Zunächst habe ich im Internet nach Vorlagen für Tauben gesucht. Ich fand aber keine passende. Picassos Friedenstaube ist zwar sehr gut, aber zu abgedroschen und auch zu unpersönlich. Ich habe mich dann entschlossen, einfach die Taube meiner Skizze zu nehmen. Das ist auch authentischer. Sie war einfach so hingeworfen und ohne großen Gestaltungswillen. Vielleicht ist sie auch deshalb so lebendig und „menschlich“ bedürftig. Sie hat kaum einen Körper und einen großen Kopf mit offenem Schnabel. Das Auge ist geschlossen, nach innen gewandt. Den oberen Teil der Taube habe ich in ein weißes Feld gesetzt. Das hebt sie in dem blauen Feld besonders hervor, mach sie aber weniger lyrisch. Das Weiß soll Bewusstheit und Sehnsucht nach dem Transzendenten ausdrücken. Das große blaue Feld ist erdrückend. Aus dieser irdischen Bedrückung sehnt sie sich hinaus. Ich habe das Bild deshalb auch „Sehnsucht nach Befreiung“ genannt. Sehnsucht nach Erlösung wäre mir zu religiös gewesen. Es geht um Befreiung, wie sie im Bereich der Kontemplation und der Mystik erfahren wird.
Ich habe dieses Bild auf einer Postkarte in meinem Buchladen in Buxdehude gefunden und war gleich davon fasziniert. Risto Suomi ist ein finnischer Maler (geb. 1951). (Ich hatte ihn zuerst für einen Japaner gehalten.)
Bilder mit gegenständlichen Motiven sollen nur Beispiele sein, die ich vielleicht irgendwann vermehren kann. Meine eigentlichen Bilder – Bilder die zur Kontemplation führen – sind meine weißen Quadratbilder mit farbigen Quadraten.