Meine Bilder und meine Lebensgeschichte – auf dem Wege zu meinen Weißen Quadratbildern
Ich gehe bei meinen Bildern immer von dem aus was mich bewegt oder begeistert. Meine Kunst ist auf diese Weise eng mit meiner Lebensgeschichte verflochten. Daher möchte ich mich auch bei der Vorstellung meiner Bilder auf dieser Homepage an dieser Lebensgeschichte orientieren. Da meine Lebensgeschichte eng mit meiner spirituellen Entwicklung verwoben ist, spielt Spiritualität dabei eine zentrale Rolle.
Unter Spiritualität verstehe ich nicht etwas Mysteriöses oder Verschwommenes. Es geht um das, was uns als Menschen als tiefste Erfahrung, als Urerfahrung, zugänglich ist, um das, was wir im Grunde sind und unserem Leben einen Sinn gibt.
Statt biographischer Daten will ich hier meinen Vortrag zur Ausstellung aus Anlass der Schließung meiner Galerie am 16. März 2019 vorstellen. Er gibt wichtige Ereignisse und Erfahrungen meines Lebensweges wieder, die mich und meine Kunst geprägt haben. Sie erklären auch den Weg zu meinen mir wichtigen Weißen Quadratbildern.
Vieles, was ich jetzt darstelle, kann nur scherenschnittartig sein. Das Leben selbst ist natürlich komplexer.
Ich beginne mit dem Bild „Mein Geburtshaus mit Mond“
Das Bild geht auf eine Kindheitserinnerung zurück.
Meine Mutter ging fast jeden Tag mit meinen beiden Geschwistern und mir zum etwas entfernt gelegenen Bauernhof, von dem sie stammte, um in der Landwirtschaft zu helfen, da die Männer im Kriege waren. Von meinem Vater hatten wir – wie ich im Nachhinein erfahren habe – schon länger nichts gehört.
Abends auf einem Nachhauseweg – es war schon dunkel – stand der Vollmond hell am Himmel und wir gingen auf mein Geburtshaus zu. Das Haus machte im Mondschein einen gespenstigen Eindruck. Im Hintergrund ragten dunkle Tannen empor. Meine Mutter schaute zum Mond und sagte, unser Vater könnte den jetzt auch sehen. Da schwang wohl viel Sehnsucht mit.
Aus dieser Erinnerung hat sich das Bild entwickelt.
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Das Haus mit seinen kalten quadratischen Fenstern und der gleichartigen Tür spiegelt die Zeit wieder. Das Haus hatte über der Haustür ein Vordach, das wie ein Schnäuzer aussieht und die abgeschrägte Spitze des Walmdaches erinnert an eine Haarfrisur. Das Haus hat ein Gesicht. Das dunkle Grün der Tannen scheint das Haus zu bedrohen. Trotzdem fühlte ich mich durch meine Mutter geborgen. Dieses Urvertrauen wird durch den roten Überhimmel dargestellt, ohne den das Bild unerträglich wäre.
Urvertrauen ist vielleicht die wichtigste Grundlage für ein Leben, das als sinnvoll erfahren wird. Wenn diese Grundlage da ist, kann ein Mensch viel aushalten und es ist auch vielleicht die Voraussetzung für ein spirituelles Leben.
Aus dieser Erfahrung des Urvertrauens erklärt sich vielleicht auch mein Bezug zu Volksmärchen. Schon sehr früh habe ich mich für Märchen interessiert und als ich in den 1970iger Jahren meine ersten Bilder malte, waren sie durch Märchen angeregt.
Das erste Märchenbild war der Froschkönig
Bei den Märchen ging es aber nicht unbedingt um die Kernaussagen. Beim Froschkönig war es wohl nur der Frosch, der aus dem Brunnen aufsteigt, der mich inspiriert hat. Zunächst tauchten in meiner Vorstellung wie von selbst Brunnensteine und ein Brunnen auf und daraus entfaltete sich im Bruchteil von Sekunden das ganze Bild. Auch der rot-gelb gestreifte Himmel war von Anfang an da und keine Konstruktion aus irgendwelchen Überlegungen heraus.
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Das Bild kann die Situation des Menschen symbolisieren, wie er aus dem Unbewussten auftaucht und noch etwas benommen vor einer noch sehr undifferenzierten seelischen Landschaft sitzt. Vor ihm liegt die ganze Masse der grünen Hügel. Der rot-gelb gestreifte Himmel scheint mir die Ahnung des sich bewusstwerdenden Menschen von einer jenseitigen, transzendenten Welt zu sein, wenn auch noch sehr undifferenziert. Das Jenseitige ist durch die geometrische Form der geraden Streifen ausgedrückt, denn so sieht kein normaler Himmel aus. Der Frosch ist ein König, wie jeder Mensch es im Grunde ist.
Nach dem Bild „Der Froschkönig“ hatte ich eigentlich vor „Der Sterntaler“ zu malen. In diesem Märchen steckt meine ganze positive Weltanschauung. Der Wichtigkeit entsprechend sollte es eine bestimmte Größe haben. Die Größe des Bildes schwebte mir ziemlich genau vor. Dabei ergaben sich aber damals technische Schwierigkeiten. Presspanplatten, auf denen ich damals malte, sind in dieser Größe z. B. instabil. Bevor ich diese Probleme gelöst hatte, drängte sich mir aber das Gegenbild zu Sterntaler auf: „Rapunzel“. Das habe ich dann zuerst gemalt.
Rapunzel
Nach dem Bild „Der Froschkönig“ hatte ich eigentlich vor „Der Sterntaler“ zu malen. In diesem Märchen steckt meine ganze positive Weltanschauung. Der Wichtigkeit entsprechend sollte es eine bestimmte Größe haben. Die Größe des Bildes schwebte mir ziemlich genau vor. Dabei ergaben sich aber damals technische Schwierigkeiten. Presspanplatten, auf denen ich damals malte, sind in dieser Größe z. B. instabil. Bevor ich diese Probleme gelöst hatte, drängte sich mir aber das Gegenbild zu Sterntaler auf: „Rapunzel“. Das habe ich dann zuerst gemalt.
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Bei dem Bild „Sterntaler“ und dem Bild „Rapunzel“ geht es um eine innere Ausrichtung. Ist „Sterntaler“ nach oben offen und mittig angelegt, endet „Rapunzel“ mit einem grauen Dach und der steinerne Turm steht links von der Mitte in einer trostlosen leeren Landschaft. Der „schwarze“ Prinz versucht mit großer Anstrengung, sein Ziel – die Geliebte – zu erreichen. Aber oben erwartet ihn schon die Hexe mit glühenden Augen. Die Situation eines Menschen, der kämpft, aber schon ahnt, dass es vergeblich ist.
Der Haarzopf könnte für die Anstrengung des Versandes stehen. Er ist oben abgeschnitten.
Das Märchen „Der Sterntaler“
Ich habe zu diesem Bild keine Tagebuchaufzeichnungen. Ich erinnere mich nur noch, dass mir die nackten großen Füße wichtig waren und der Sternenhimmel nicht romantisch sein sollte, sondern auf die transzendente Wirklichkeit hinweisen. Daher sind die Sterne wie aufgesetzt und symmetrisch angeordnet. Ähnlich dem gestreiften Himmel bei dem Bild „Der Froschkönig“.
Bei diesem Bild geht es in einfachster Form das, was für mich das Christentum ausmacht. Es geht darum, sich selbst loszulassen und Gott zu übergeben.
Diese Hingabe wird in Gebet, Meditation und durch selbstloses Handeln eingeübt. Das Märchen „Der Sterntaler“ zeigt diesen Weg in unübertroffen einfachen und eindrucksvollen Bildern. Das Kind, dessen Eltern gestorben sind – es ist von den stärksten Bindungen befreit -, macht sich auf den Weg – geht in die Heimatlosigkeit – und befreit sich von allem, was es noch besitzt. Als es „das letzte Hemd” weggegeben hat, aber auch erst dann, fallen die Sterne als goldene Taler vom Himmel und es ist „reich für sein Lebtag“, das heißt, es hat die Erfahrung der All-Einheit oder des Reich Gottes gemacht, die das weitere Leben tragen.
Entscheidend ist sein Vertrauen auf den „lieben Gott”, mit dem es sich auf den Weg begibt. Gefordert ist eine Hingabe, die nach und nach das kleine Ich ganz verschwinden lässt und Gott zum Handelnden macht.
Die Methode der Hingabe setzt voraus, dass ich wenigstens anfanghaft an eine göttliche Wirklichkeit glauben kann, der ich mich hinzugeben wage. Die Liebe zu dieser göttlichen Wirklichkeit kann dann wachsen und zur einzigen Meditationsmethode werden. Das geschieht in der Mystik der islamischen Sufis – Islam heißt Hingabe – die auf Allah ausgerichtet ist, wie bei einer bestimmten Art des Yoga, dem Bhakti-Yoga und auch in der christlichen Mystik in der Ausrichtung auf Christus und Gott.
Dein Schlaf ist behütet
Dieses Bild kann erklären, warum Märchen so wichtig sind.
Als ich ein Buch über die Strukturen vom Märchen gelesen hatte, tauchte die Intuition dieses Bildes auf.
Während die Menschen in den kleinen schneebedeckten Häuschen schlafen, werden sie von einer großen grünen Katze bewacht. Die Landschaft ist winterlich kalt. Nur der Boden – durch einen rosa Streifen von der Landschaft abgetrennt – wirkt wie eine Unterbodenheizung mit organischen und warmen Farben. Die saftgrünen Blasen wirken wie Chlorophyll. Im Märchen ist die Welt im Grunde in Ordnung. Wir können nachts ruhig schlafen, denn wir sind letzten Endes behütet. Diese Verbundenheit mit der Erde und das Vertrauen zur Erde haben wir aber weitgehend verloren. Wir fühlen uns abgetrennt und gefährdet und die Erde ist für uns Material. Wir machen sie uns untertan.
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Unser ursprüngliches Lebensgefühl gibt der folgende Text in dem Buch: von Margrit Irgang: „Die Kostbarkeit des Augenblicks. Was der Tod für das Leben lehrt“, wieder:
„Es gibt für jeden Tag zwei Pläne – meinen und den des Geheimnisses, sagen die Ureinwohner von Grönland, die Inuit. Wie alle indigenen Völker wissen sie noch, was auch wir einst wussten: Wir sind so viel größer als das, was wir im Allgemeinen für unser Ich halten. Wir sind verbunden mit der Sonne, dem Regen, dem Wind und dem Schnee. Wir teilen diese Welt mit den Tieren, den Pflanzen und allen anderen Menschen. Wir sind eingebettet in eine Ganzheit, und alles in dieser Ganzheit lebt, atmet, webt an dem großen Netz, das wir Leben nennen, und wirkt auf uns ein.“
Von 2006 bis 2018 hatte ich in Meinerzhagen eine Kunstgalerie. Wenn ich meine eigenen Bilder ausgestellt hatte, habe ich immer erklärende Texte angeboten.
„Die Kunst ist eine Vermittlerin des Unaussprechlichen;
darum scheint es eine Torheit, sie wieder durch Worte vermitteln zu wollen.
Doch indem wir uns darin bemühen, findet sich für den Verstand so mancher Gewinn,
der dem ausübenden Vermögen auch wieder zu Gute kommt.“ Johann Wolfgang von Goethe
Als ich 16 Jahre alt war und die Glücksangebote in dem kleinen Dorf bei Attendorn, in dem ich lebte, kennengelernt hatte – sie bestanden damals vor allem darin, mit den Älteren am Wochenende durch die Wirtschaften oder im Sommer zu Schützenfesten u ä. zu gehen und viel Alkohol zu trinken – war ich fast Alkoholiker und sehr verzweifelt. Mein Selbstwertgefühl war auf Null. Ich machte damals eine Lehre als techn. Zeichner. Am Zeichenbrett stehend kam mir eines Tages ganz plötzlich der Gedanke, ins Kloster zu gehen. Im selben Moment habe ich mich dafür entschieden. Es war wie ein Anruf tief aus meinem Innern: „Aus großer Tiefe rufe ich Herr zu Dir.“
Der Herr ist mein Hirt, er weidet mich auf grüner Au
Das, was ich suchte, gibt der Psalm 23 wieder.
Der Psalm 23 ist für mich der schönste Psalm. Er ist sehr tröstlich und gibt Hoffnung.
Der Mittelpunkt des Bildes ist das große grüne Feld als Weide, auf der ich getrost „grasen“ kann, trotz aller Bedrängnis. Alle vier Quadranten des Bildes, alle Lebensbereiche, sind durch die schwarze Holzkohle eingefasst, auch das mittlere Feld. Die Kohle steht hier für etwas Totes und Bedrohliches, aber wie wir wissen, steht auch sie als Wärme- und Energieträger für das Leben.
Abba, Gott der gütige Vater
Die religiöse Erfahrung, die ich dann in einem Ordensinternat und später drei Jahre im Kloster machte, ist auf diesem Bild dargestellt.
Ihr seht ein kleines weißes Haus auf einem sehr unsicheren grünen Grund. Nur durch diesen orangeroten weiten Himmel wird diese Situation wohltuend aufgefangen. Der dunkelviolette Rahmen gibt dem Ganzen etwas Feierliches. Ich habe das Bild „Abba, Gott, der liebende Vater“ genannt, weil das so meiner Erfahrung entsprach. Es ist das Gottesbild von Jesus von Nazareth.
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Das Bild zeigt eine Religiosität, die sehr tröstlich ist und Generationen von Menschen getragen hat, auch wenn die Lebensbedingungen schlimm waren. Dieses Weltbild ist in der Neuzeit immer mehr verloren gegangen. Unsere heutige Welt ist von rationalem Zweckdenken bestimmt und die Verstandesebene beherrscht die heutigen westlichen Gesellschaften.
Aber zurück zu meiner Lebensgeschichte:
Nachdem ich sechs Jahren in dem strengen Ordensinternat war und dort mein Abitur gemacht hatte, bin ich in den Orden eingetreten. Nach Noviziat und Philosophiestudium bin dich dann aber nach drei Jahren wieder ausgetreten, weil mir das Leben in diesem Kloster als nichts Halbes und nichts Ganzes vorkam. Ich stand dann vor der Alternative, in einen strengeren kontemplativen Orden zu wechseln – ich dachte damals an den Trapistenorden – oder aber wie jeder normale Mensch in unserer Gesellschaft zu leben, um in der heutigen Gesellschaft zu versuchen das zu verwirklichen, was mir wichtig war. Letztere Möglichkeit habe ich gewählt. Ich habe dann unabhängig von einem Orden oder einem Bischof in Münster Theologie studiert und bin dann später – nach vielen Irrungen und Wirrungen – Lehrer geworden.
Der gefolterte Mensch
Die stärkste Infragestellung der Frömmigkeit, wie ich sie in der christlichen Religion erfahren habe, ist wahrscheinlich die Erfahrung von Leid und ein für uns sinnloser Tod, in der Philosophie und der Theologie das Theodizee-Problem genannt. Mit diesem Problem beschäftigt sich dieses Bild.
Das Bild ist entstanden, nachdem ich eine Ausstellung der Künstlerin Mahalyhegyi – Witthaut in Attendorn gesehen hatte. Die sehr deprimierenden, vom Leid der Menschen geprägten Bilder – sie waren zum Teil von schwarzen Streifen wie Gitterstäbe eines Gefängnisses durchzogen – hatten mich sehr beeindruckt. Den Erlös ihrer Bilder spendete die Künstlerin an Amnesty International. Sie hat dann einige Zeit später – ich vermute auch deshalb, weil sie das Leid in der Welt nicht aushalten konnte – sich selbst umgebracht.
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Man sieht hier einen gefolterten und sich in Auflösung befindenden Menschen, der im schwarzen Rahmen ausgespannt ist. Der schwarze Rahmen symbolisiert die schreckliche äußere Wirklichkeit und den Tod. Das Schreckliche des Bildes wird durch das rosa Gestirn aufgefangen. Rosa ist das durch Weiß zur Ruhe gekommene Rot. Das rosa Gestirn steht für den zeitlosen jenseitigen Frieden des zur Ruhe Kommens im Göttlichen. Wenn dieser Bezug, den das rosa Gestirn symbolisiert, aus der Wirklichkeit verschwindet, wird das Leben letzten Endes sinnlos und unerträglich. Man stelle sich dieses Bild einmal ohne dieses Gestirn vor. Das Fehlen dieses Bezuges entspricht aber unserer heutigen Bewusstseinslage. Nach und nach ist die religiöse Dimension verloren gegangen.
Die Erfahrung des Leides hat mich natürlich auch über die Jahrzehnte immer wieder sehr bewegt, nicht nur im privaten Bereich.
Willi Brandt – Warschau 1970
In den 68iger Jahren wurde ich – von zu Hause aus sehr unpolitisch – politisiert und ich begann mich politisch zu engagieren. Zwei Bilder, die in diesem Zusammenhang entstanden sind, habe ich hier abgebildet.
Das Bild entstand nach einer Polenreise. Ich habe damals dazu geschrieben:
In Warschau haben wir den Platz mit dem Denkmal für die Opfer des Nationalsozialismus, auf dem Willi Brandt 1970 gekniet hat, aufgesucht. Das Bild dieses Kniefalls ist für mich das wichtigste Bild des 20. Jahrhunderts. Wir waren vor dem Denkmal sehr bewegt und mitgenommen. Gretel hat noch Kerzen geholt und auf das Denkmal gestellt.
Als ich nach Hause kam, hatte ich das starke Bedürfnis, dazu ein Bild zu machen. Nach einigen intuitiven Überlegungen schien es mir das Angemessenste, wie ich es jetzt gemacht habe.
Das Hochformat unterstreicht die Größe und ins Transzendente reichende dieser Geste. Daher auch der weiße Rahmen, der ja mit Kontemplation – gedankenfreie Hingabe – zu tun hat.
Im Bewusstsein des unaussprechlichen Leids, das die Naziherrschaft über Europa und speziell auch über die Polen und die Juden gebracht hat, kann man nur zusammenbrechen und – nicht nur als Deutscher, auch als Mensch – zusammenbrechen und um Verzeihung bitten.
Eine solche Erschütterung bringt den Betroffenen nicht nur ganz zu sich selbst, sondern auch über sich hinaus in eine Dimension des allgemein Menschlichen und Jenseitigen. Da spielt es keine Rolle mehr, ob jemand – wie Brand – selbst im Widerstand gelebt hat.
Ich habe ein Zeitungsbild einfach auf die weiße Fläche geklebt und so präpariert, dass es (hoffentlich) nicht vergilbt. Über die Massenmedien ist das Bild ja verbreitet worden und danach kann es auch aussehen. Zudem ist ein Zeitungsausschnitt etwas Reales und Politisches.
Amerikanische Tradition
Das zweite Bild hat mit dem Irakkrieg zu tun und der US-amerikanischen Politik und der amerikanischen Geschichte und Mentalität.
11.02.2003
Gestern Morgen im Bett tauchten ganz viele Bilder in meinem Bewusstsein auf. Alle hatten wohl mit dem bevorstehenden Irakkrieg zu tun – vielleicht noch eine Nachwirkung unserer Plakatmalerei für die Mahnwache am Samstag.
Zwei Bilder habe ich davon ausgeführt. Eins davon ist ein Bild in einem schwarzen Schattenfugenrahmen, zur Raute gekippt, mit einem Strick und einem Trauerflor.
Das Bild ist so in mir aufgestiegen.
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Der harte Strick, mit dem Menschen aufgehängt worden sind oder aufgehängt werden und das zarte schwarze Tuch, Zartheit, Verletzlichkeit, eigentlich etwas den Menschen schützendes, vielleicht auch ein Trauerflor. Jemanden Aufzuhängen fand ich gefühlsmäßig schon immer als das Schrecklichste. Ausgeliefert den eigenen Mitmenschen, die sich an der Angst vielleicht noch weiden. Jeden Augenblick kann der Schemel weggestoßen werden und dass er weggestoßen wird ist sicher.
Ich habe das Bild damals auf eine Dachlatte genagelt zur Mahnwache nach Meinerzhagen und zu einer Demonstration nach Lüdenscheid mitgenommen.
16.2.03
Mein Bild mit Strick und schwarzem Tuch könnte den Titel „Amerikanische Tradition“ bekommen. Ich hatte es zu Hause gegenüber der Haustür über der Truhe aufgehängt, musste es aber wieder abhängen, weil W. es nicht gut aushalten konnte. Auch Gretel, meine Frau, war nicht einverstanden, die Besucher mit diesem Bild zu empfangen. Es hat etwas erschreckend Archaisches.
Zur Deutung des Bildes ist mir noch eingefallen, dass Amerika ja eine lange Geschichte der Lynchjustiz hat, vom Hängen des Pferdediebes bis hin zur Todesstrafe. Auch der Krieg gegen den Irak wird ja mehr eine Hinrichtung als ein Krieg sein, eine saubere Hinrichtung, die im Fernsehen verfolgt werden kann.
Das Unerträgliche ist auch, dass das Irakische Volk monatelang in Ungewissheit gehalten wird, wann die „Hinrichtung“ stattfindet. Das ist ganz ähnlich er Situation eines Menschen, der vorm Erhängen schon auf dem Schemel steht und warten muss, bis er weggetreten wird.
Ich habe bei meinen Bildbeschreibungen an einigen Stellen auf tagebuchartige Texte zurückgegriffen, die den Vorgang der Bildentstehung verständlicher und die Darstellung lebendiger machen.
Johanna, gestorben 1987
Aber auch vom persönlichen Leid bin ich natürlich nicht verschont geblieben. Die schlimmste Erfahrung war die Krankheit und der Tod von Johanna, meiner ersten Frau. Im Sommer nach ihrem Tod habe ich ein Bild von ihr gemalt.
Ich habe das Bild im Sommer 1987 gemalt. Es war ein Stück Trauerarbeit für mich.
Meine Nichte Susanne machte gerade eine Grafikerinnenlehre. Sie hat mir von einem Foto von Johanna ein graphisches Bild gemacht. Danach habe ich sie dann gemalt.
Der Rahmen ist orange, die Farbe des Lebens, des zweiten Chakras. Der Hintergrund ist hellgelb. Sie ist in die Wirklichkeit des Lichts gegangen, zu der sie gehört. Daher auch das ebenfalls hellgelbe Licht des Gesichtes. Das rosa Kleid erinnert an die ganze Zärtlichkeit. Der blaue Kragen vielleicht an ihre Mütterlichkeit und die kirschenfarbenen Ohrringe an die sexuelle Liebe. Die Augen schauen wie aus der Ferne.
Na, ja.
Hof in Niedersachsen
Das Bild ist wahrscheinlich ein Jahr vor Johannas Tod entstanden. Vielleicht zeigt sich in der schwarzen Fassade des Hauses und in dem wie ein Racheengel aussehenden großen Eichen über dem Haus schon eine Vorahnung des Todes.
Zwei Jahre habe ich dann ohne Frau gelebt. Halt haben mir in dieser Zeit meine beiden Söhne, Marcel und Aljoscha, gegeben und unter anderem auch Hardenberg.
Hardenberg im Winter 1972
Hardenberg an einem klaren Wintertag von Osten aus. Ich habe ein Foto gemacht und dieses Foto als Vorlage genommen.
In Hardenberg fühlte ich mich damals geborgen. Die eng zusammenstehenden Häuser und die sanften Farben in der Winterlandschaft geben diese Stimmung wieder. Auf diese Harmonie kommt es immer an. Ich habe daher aus den Häusern eine Komposition gemacht mit bunten Flächen. In sanfter Form kommen die Farben in Himmel und Bodenflächen wieder. Na, man sieht’s ja.
Hardenberg im Sommer
Das Bild zeigt Hardenberg aus der gleichen Perspektive wie das Winterbild von 1972.
Hardenberg (2018)
Bis zum Ende des Sommers 2018 hatte ich in diesem Jahr nur wenige Bilder gemacht. Bei einem Spaziergang viel mir ein sehr schöner Blick von Westen auf Hardenberg auf. Um wieder mit dem Malen anzufangen, entschloss ich mich, einfach das Dorf zu malen. Ich machte ein paar Fotos und versuchte sie in ein Bild umzusetzen.
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Das war dann aber schwieriger, als ich mir das gedacht hatte. Wie sollte ich z. B. das vielfältige Grün, dass sich da vor mir auftat, in den Griff bekommen? Wie aus dem ganzen eine schöne farbliche Komposition machen? Und es sollte meine Liebe zu Hardenberg zeigen. Dazu war der rosa Himmel für mich sofort gesetzt.
Na ja, nachdem ich das Bild mehrmals aufgeben wollte, habe ich doch weitergemacht – wie bei vielen früheren Bildern: ich mache es jetzt zu Ende, egal wie es wird.
Zuerst war ich auch nicht sehr zufrieden, aber nach und nach gefällt es mir sehr gut.
Auch das positive Echo der Dorfbewohner und anderer Betrachter hat mich sehr gefreut.
Der Geist des Zeitalters
Zwei Jahre nach dem Tod von Johanna gab es dann zwei Intermezzos mit Frauen – das erst dauerte etwa ein Jahr, das zweite 5 Jahre. Aus der Zeit der zweiten Beziehung, sind hier zwei Bilder zu sehen
Das Bild wird von einem kahlen starrnackigen Kopf beherrscht, der nach rechts schaut. Er macht einen sehr rationalen und gefühllosen Eindruck. Der Pfeil, der von der Stirn ausgeht, zeigt ganz deutlich, dass er seinen Willen auf sein Ziel gerichtet durchsetzen wird. Er schaut in ein gefährlich kriegerisches Rot hinein. Auf der linken Seite des Bildes ist ein weißes Tier zu sehen. Es erinnert an ähnliche Tiere bei Chagall. Es ist eine Mischung zwischen Ziege und Pferd: eine arme Kreatur, die gegen diesen starren Kopf keine Chance hat. Sie scheint in Agonie ihre Augen zu verdrehen und „fällt hinten runter“. Das Grün symbolisiert die Natur.
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Das Bild ist entstanden, nachdem ich mit meiner damaligen Lebensgefährtin in Lipipiza Reiturlaub gemacht hatte.
Verschiedene Erfahrungen sind in das Bild eingeflossen, die aber durchaus eine Beziehung zueinander haben:
- Wir hatten eine schwere Partnerschaftskrise und ich hatte meiner damaligen Partnerin sehr radikal klargemacht, dass ich unter diesen Bedingungen nicht mehr mit ihr zusammenbleiben möchte.
- Ich hatte beobachtet, wie eine relativ zierliche Reiterin einen kräftigen braunen Hengst zuritt. Er wehrte sich und schäumte, aber die Reiterin zwang ihm ihren Willen auf.
- In einem Aufenthaltsraum im Hotel hing ein Bild an der Wand mit einem weißen Pferd und irgendwie Grün. An mehr erinnere ich mich nicht mehr. Das Bild war künstlerisch aber sehr gut.
Das von mir gemalte Bild kann über den individuellen Erfahrungshintergrund hinaus den Kampf des technischen Zeitalters gegen die Natur symbolisieren, das „Männliche“ gegen das „Weibliche“, das (scheinbar) Rationale gegen das Intuitiv/Naturhafte.
Wer möchte, kann in dem Kopf auch ein Symbol für einen Atommeiler sehen, der uns über Jahrtausende unerbittlich seine Herrschaft aufdrängt.
Wounded Heart
Das zweite Bild hier ist ein Materialbild.
Meine damalige Lebensgefährtin und ich hatten uns 1995 getrennt. Obwohl ich das schon länger wollte, habe ich dann unter der Trennung furchtbar gelitten. Mein Herz fühlte sich sehr verwundet an.
In dieser Situation wollte ich mit einem älteren Kollegen und seiner Frau zu einem jüngeren Kollegen, der nach Warendorf gezogen war, zu einem Fest fahren. Der Kollege aus Lüdenscheid hatte einen Holzschnitt von einem bekannten Künstler – sein Name fällt mir gerade nicht ein – als Geschenk gekauft. Als ich bei ihm war, setzte er sich aus Versehen in den Sessel, auf dem das Bild lag. Die Glasscheibe des Bildes splitterte zentral nach allen Seiten. Als die so gesplitterte Scheibe sah, entstand bei mir sofort die Intuition des Bildes. Ich habe es vorsichtig nach Hause transportiert und dann das Bild hergestellt.
Es ist auch Gretel und ich
Nach dieser Trennung geschah das, warum ich oben von zwei Intermezzos gesprochen habe: ich lernte Gretel kennen, mit der ich nun schon über 20 Jahre verheiratet bin. Aus der Kennenlern-Phase ein weiteres Materialbild.
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Als wir uns kennen lernten, haben wir ein Wochenende an der Holländischen Nordsee zugebracht. Trotz des schlechten Wetters sind wir stundenlang am Strand gewandert. Dieser Erfahrung des gemeinsamen Gehens und der Beginn eines gemeinsamen Lebensweges wollte ich in diesem Bilde festgehalten.
Zunächst schwebten mir Fußspuren im Sande vor. Dann kam mir aber die Intuition mit unseren Schuhen. Die realen Schuhe sind ganz persönlich und individuell und authentischer vor als Spuren im Sand oder gemalte Schuhe.
Nun wird es Zeit, dass ich mich wieder meiner spirituellen Entwicklung und dem Weg zu meinen weißen Quadartbildern zuwende.
Buddha
Buddha sitzt in Meditationshaltung. Seine Hände bilden das Mudra, die Handhaltung der Erleuchtung. Die lichte gelbe Gestalt erhebt sich aus dem Blau seines weiten blauen Gewandes und dem blauen Rahmen des Bildes. Der Hintergrund ist rosa.
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Das Bild gibt die Lehre des Hinduismus wieder: Sat, Cit, Ananda, das ist Sein (das Blau), aus dem alles hervorgeht und Bewusstsein (das Gelb), das sich aus diesem Sein erhebt und Seligkeit (das Rosa), die entsteht, wenn sich das Sein seiner selbst bewusst wird. Das ist in gewisser Weise die „Dreifaltigkeit“ des Hinduismus.
Interessant für mich ist, dass ich dieses Bild gemalt habe, bevor ich diese Lehre kannte.
Dieser spirituelle Hintergrund hat sicher den Weg zu meinen „Weißen Quadratbildern“ und damit zu einer ganz neuen Kunst vorbereitet.
Sonnenuntergang am Meer
In gewisser Weise finde ich immer meine Bilder. Meistens steigen sie in meiner Intuition auf, von selbst oder angeregt durch eine äußere Erfahrung, die sich dann verdichtet oder durchdrungen wird.
Eine Durchdringung stellt das Bild „Sonnenuntergang am Meer“ (Holland) dar.
Als Hintergrund: Ich bin, was Sonnenuntergänge angeht, sehr gebeutelt. Meine Frau Gretel will – vor allem im Urlaub – immer Sonnenuntergänge erleben, von einer Stunde vorher bis eine Stunde nachher. Dafür müssen wir die größten Anstrengungen machen. Für mich sind Sonnenuntergänge aber auch etwas Melancholisches, bei aller faszinierenden Schönheit.
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In den Herbstferien 1999 saßen wir in Holland hoch auf den Dünen in einem Sonnenuntergang. Als ich meinen eher traurigen Gefühlen auf den Grund ging, konnte ich das konkrete Gefühl und die konkrete Situation durchdringen. Von der Traurigkeit des Zu-Ende-Gehens und des Todes auf die Hoffnung eines Weiterlebens hin. Es entstand in mir eine rosa Sonne auf weißem Grund mit einem Rahmen aus den kräftigsten Farben des mich umgebenden Sonnenuntergangs. Damit konnte ich dann auch den Sonnenuntergang mit einer tiefen Freude auf mich wirken lassen.
Die Rosa Sonne ist ein Motiv, das schon in einem früheren Bild als Symbol für Weiterleben oder Auferstehung zu finden ist („Ecce homo“). Runde Gestirne der verschiedensten Färbung kommen immer wieder in meinen Bildern vor und symbolisieren das Göttliche. Rosa ist für mich eine Farbe der sanften Ruhe, der Zärtlichkeit. Das Rot der Liebe und der Leidenschaft ist so gemildert, dass man dort zur (ewigen) Ruhe kommen kann.
Die Farben des Rahmens für die äußere Erfahrung des Sonnenuntergangs – eine symbolische Verdichtung dieser Farben – standen mir im scharfen Blutrot und im tiefen dunklen Grün des verblassenden Tages vor Augen. Das Schwarz symbolisiert – wie häufig – den Zusammenhang mit der äußeren Wirklichkeit und der Unvermeidbarkeit des Todes. Wie auf tibetischen Mandala-Darstellungen wird das Bild vom Dämon des Todes gehalten.
Beim Einrahmen des Bildes ist dann etwas Wichtiges für die Entwicklung auf die kommenden Bilder hin geschehen:
Als ich das Bild in den Schattenrahmen setzen wollte, schien mir das unpassend zu sein. Mir kam die Idee, den Rahmen auf die Leinwand zu setzen. Die äußere Wirklichkeit auf den transzendenten Hintergrund, aus dem unsere ganze Wirklichkeit hervorgeht.
„Ein zusätzliches Licht kam aus meinem Geiste, welches der untergehenden Sonne neuen Glanz verlieh.“
Wordsworth
Mit dieser Idee war die zentrale Bedeutung des transzendenten Weiß für die folgenden Bilder geboren.
Ich habe dann zunächst noch weitere Bilder gemacht, bei denen der farbige Rahmen – die komprimierte Erfahrung der äußeren Wirklichkeit – auf die weiße Leinwand gesetzt wurde.
Sanfte Nacht
Nach dem Bild „Sonnenaufgang“ hatte ich das Bedürfnis, auch ein Bild der Nacht zu machen.
Im Schwarz und Gelb des Rahmens zeigt sich die äußere Wirklichkeit: das Dunkel der Nacht im Schwarz und der noch nachhallende Widerschein des Tages im Gelb des Bildrandes. Die monochrome violette Bildfläche gibt meine Erfahrung wieder: Das Violett als Farbe der Verbindung mit dem Göttlichen, dem man in einer „sanften“ Sommernacht näher ist. Violett ist auch die Farbe des 6. Chakras.
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Auch bei diesem Bild habe ich den Rahmen auf die weiße Leinwand gesetzt. Die äußere Wirklichkeit auf den transzendenten Hintergrund – die ursprünglich weiße Fläche -, aus dem unsere ganze Wirklichkeit hervorgeht.
Es ist ja nicht die Natur selbst, die mir ihre Schönheit zeigt, es ist mein Empfinden, durch die sie Schönheit bekommt und als Manifestation des Göttlichen erscheint. In der Natur zeigt sich durch mich hindurch die Schönheit, die wiederum durch das Bild auf das „Göttliche“ verweist.
Lichtstreifen
Mein Bild „Lichtstreifen“ – stille Freude aus einer transzendenten Welt – entstand nach einer Zeit spiritueller Trockenheit und Qual. Unvermittelt kam eine stille Freude auf, die zu einer tiefen Entspannung führte. In dieser Situation sah ich das Bild vor meinen Augen.
Der violette Rahmen weist auf den spirituellen Zusammenhang hin.
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Eine Parallele zu dieser Erfahrung habe ich jetzt in einer Aussage eines jungen Mannes gefunden: „Es begann damit, dass ich einen Einblick in das hatte, was Wirklichkeit ist. Es schien ein kleines schimmerndes Licht am Rande meines Blickfelds zu sein. Danach stellte sich Entspannung ein. Schöne Erfahrungen kamen und gingen ganz von selbst, und mit ihnen kam das Verstehen, dass dies alles Gnade ist. Es gibt nichts, was ich dazu tun kann.“ (Gangaji: Du Bist Das II, Freiburg, 2000, S. 116)
Vielleicht bedarf es einer gewissen Affinität, damit jemand von einem solchen Bild angesprochen wird. Gestern war eine junge Frau bei uns, die schon viele Meditationskurse bei mir mitgemacht hat. Sie war gleich von diesem Bild begeistert. Und auch für mich sind solche Bilder sehr schön. Immer, wenn ich sie anschaue – vor allem in der ersten Zeit ihres Entstehens – rufen sie die Anfangserfahrung wieder hervor.
Eine Bemerkung zur Einfachheit:
Tiefe hat mit Einfachheit zu tun, nicht mit Kompliziertheit. Das gilt meiner Meinung nach nicht nur für den Bereich der Spiritualität, sondern auch für die Kunst. Einfach wird oft mit simpel verwechselt. Bei einigen meiner Bilder hat schon mal jemand gesagt: „Das könnte ich auch!“ Wer einfach etwas Simples macht, vergisst, dass Kunst mit Wahrheit zu tun hat, sonst ist es im besten Falle Dekoration.
Aus der Wahrheit kommt die Einfachheit.
Ein komplexes Bild ist natürlich für die meisten Menschen unmittelbar interessanter. Bei ganz „einfachen“ Bildern meinen sie gleich mit einem Blick zu sehen, was es ist, z. B. eben ein paar gelbe Streifen in der linken oberen Ecke. Vielleicht hat der eine oder andere auch Angst, auf „des Kaisers neue Kleider“ hereinzufallen. Dazu kommt vielleicht noch die Angst vor der Leere.
Kleiner Rahmen auf weißer Leinwand: Kristalle
Aus dieser Serie entstand dann eine weitere:
Der russische Künstler Malewitsch, der mit am Anfang der gegenstandslosen Kunst stand und 1915 ein schwarzes Quadrat auf weißem Grund ausstellte, bezeichnet die leere Leinwand, das Weiß, als „die wirkliche, reale Verkörperung der Unendlichkeit“.
Dieser Erfahrung entsprechend habe ich eine Serie von Bildern gemacht, bei denen kleine Bilder mit Rahmen auf einer größeren, eigentlich bis ins Unendliche reichenden Leinwand gesetzt sind. Alles wird von diesem unendlichen Grund aus bestimmt. Die kleine Glaspyramide steht hier für das Kristallene.
Aus dieser Serie zwei weitere Bilder.
Kleine Rahmen auf weißer Leinwand: Das Organische
Kleine Rahmen auf weißem Grund: Botschaften der Reklame I
Das 2. Bild zeigt zwei entfremdete Menschen. Die Reklamefotos wurden deshalb auch von mir per Computer farblich verfremdet. Der Mann macht einen neurotischen Eindruck. Im Reklametext für das Kleidungsstück werden religiös besetzte Begriffe verwendet. Um das zu verdeutlichen, sind von mir einige Wörter aus dem Text wegretuschiert worden. Vielleicht kann dieses Jackett den Mann erlösen.
Auch die Frau macht einen neurotischen Eindruck. Sie kann sich erlösen, indem sie Emanzipation zu demonstrieren versucht. Ein Insignium dafür ist das Männlichkeitssymbol der Zigarre.
Kleiner weißer Rahmen auf weißer Leinwand
Das radikalste dieser Bilder in Bezug auf die Leere ist der kleine weiße Rahmen mit weißer Innenfläche auf der großen weißen Leinwand.
Widerschein des Göttlichen
Dass die Leere nicht wirklich leer ist, sondern uns nur nicht unmittelbar zugänglich ist, soll dieses Bild zeigen.
Man sieht nur eine leere weiße Fläche und einen weißen Schattenfugenrahmen, der innen vergoldet ist. Er wird von der leeren weißen Fläche her beleuchtet. Das Jenseitig-Göttliche gibt seinen Schein in die äußere Wirklichkeit. Gold war im Mittelalter bei vielen Bildern der göttliche Hintergrund. Dieses Bild ist der Übergang zu meinen weißen Quadratbildern.
Damit war ich bei meinen weißen Quadratbildern mit weißem Rahmen, weißem Grund und farbigen Quadraten mehr oder weniger angekommen. Mit meinen Quadratbildern hatte ich das Gefühl, eine neue Kunst gefunden zu haben und dazu noch eine, die meiner spirituellen Erfahrung entsprach.
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